Heute schreibe ich mal persönlicher, weil ich denke, dass diese Geschichte aus meinem Leben Dir vielleicht helfen kann, wenn Du in einer ähnlichen Situation steckst.

Ich habe vor einiger Zeit das Buch „Das Geheimnis deiner Stärke“ von Thomas Härry gelesen. Das war für mich sehr wertvoll. Es geht dort um seelische Wunden, die uns im Laufe unseres Lebens von anderen Menschen zugefügt werden. Es hat mir bewusst gemacht, dass es ein paar Situationen in meinem Leben gibt, in denen ich Wunden davon getragen habe, die mich heute noch beschäftigen. Und dass es Zeit wird, sich dem zu stellen.
Bitte verlass‘ mich nicht!
Jeder war schon mal verliebt. So auch ich. Als ich einige (viele Jahre, um genau zu sein) Jahre jünger war, hatte ich zwei Beziehungen, die jede um die vier Jahre lang hielt. Nichts für zwischendurch, sondern schon langfristig angelegt. Die Mädels waren beide jünger wie ich. Ich war nicht gerade ein Ausbund an Selbstbewusstsein. Ich war froh, dass ich eine Freundin hatte und ich war glücklich in der Beziehung. Es war vielleicht nicht immer alles rosarot, aber insgesamt eine schöne Zeit.
Die erste Freundin war ein junges, lebendiges Mädchen, das gerne Spaß hatte und unterwegs war. Ich war gerne dabei. Auch Partys, Feiern, Disco. Tanzen kann ich aber nicht wirklich. Das schaut eher aus wie ein Storch auf Futtersuche. Ich hab versucht da mitzuhalten, was auch ganz gut ging. Dann kam der achtzehnte Geburtstag von ihr, ein Auto als Geschenk von ihren Eltern. Eine große Veränderung und im Laufe der nächsten Zeit war ich abgeschrieben und aus verschiedenen Gründen ging es dann auseinander. Sie hat sich von mir getrennt. Ich versuchte noch, sie zurückzuerobern, hab aber viel falsch gemacht. Wunde Nummer 1.
Ich war dann einige Zeit solo und irgendwann während einer Sommerfreizeit verliebte ich mich in das zweite Mädchen. Und sie sich in mich. Wir waren glücklich, hatten aber auch unsere Probleme. Schwieriger wurde es dann, als ich dann für ein halbes Jahr wegen des Studiums 300 km entfernt von zuhause war und nur am Wochenende heimkam. Als ich zurück war, ging es wieder ganz gut. Dann kam ihr Abitur. Es lief bei uns gut. Ich war zufrieden, wie es war. Glücklich. Sie auch. Dachte ich. Falsch gedacht. Auch dann ging es auseinander. Ich weiß noch, dass wir an einem unserer letzten Abende ein Lied von den Toten Hosen oder Ärzten hörten, das unsere Situation genau beschrieb (weiß den Titel aber nicht mehr). Wunde Nummer 2.

Heute
Nun bin ich seit fast 15 Jahren sehr glücklich verheiratet, habe eine tolle Frau, vier wunderbare Kinder. Alles ist wirklich gut. Nur jetzt tauchen plötzlich wieder diese Gedanken von früher auf: „Verlass mich nicht!“ Unbewusst schleichen sie sich ein. Offenbar habe ich diese Wunden von damals immer noch, obwohl es wirklich lange her ist. Und obwohl mir meine Frau keinen Grund gibt. Ich glaube, es kommt daher, dass sich ihre Persönlichkeit momentan extrem weiterentwickelt und sie wieder arbeiten geht. Und bei mir klingeln unterbewusst die Alarmglocken. Weil ich in solch stärkeren Veränderungssituationen schon mal verletzt wurde.
Ich bin froh, dass ich das Buch von Thomas Härry gelesen habe, dass mir das bewusst ist und ich diese Sache im Gebet vor Gott bringen kann. Ich rede offen mit meiner Frau darüber. Ich weiß, dass sie mich liebt. Das alles trägt dazu bei, heilen zu können.
Du?
Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.
Psalm 147,3 (LU17)
Falls Du in einer ähnlichen Situation steckst, mache ich Dir Mut, diesen Weg des Offenseins gegenüber Deiner Partnererin/ Deinem Partner und Gott zu gehen. Es dürfen auch mal Tränen fließen. Stell Dich den Wunden in Deinem Leben und überspiele sie nicht oder verdränge sie nicht – zwar wird so der Schmerz eine zeitlang weg sein, er wird Dich aber immer wieder einholen. Wenn Du offen dafür bist, kann Gott an Dir arbeiten. Das gilt auch für seelische Wunden, die von den Eltern, Freunden, Familie, Kollegen, usw. verursacht wurden. Such Dir Hilfe, wenn Du es nicht alleine kannst.
Eine Wunde kann nur geheilt werden, wenn sie behandelt wird.
Ich wünsch Dir Gottes Segen!