Ein Beinbruch ist (k)ein Beinbruch

Vor etwa einem dreiviertel Jahr hab ich mir bei einem Unfall mein Schienbein gebrochen. Etwas komplizierter, denn die OP hat mit einem Blech und einer Menge Schrauben im Bein geendet (die OP-Ärzte mögen mir die saloppe Ausdrucksweise verzeihen 😉). Man meint, ein Beinbruch ist kein Beinbruch und ich war der Überzeugung, nach 6 Wochen kann ich wieder in die Arbeit. Tja. Das war nicht so.

Nach 10 Wochen durfte ich wieder arbeiten. Radfahren durfte ich sieben Monate später; Rennen kann ich nach nem dreiviertel Jahr noch nicht wirklich. Dazwischen kam noch eine schlimmere Komplikation dazu, die echt übel hätte ausgehen können. Gott sei Dank(!) darf ich noch hier sein…

Es ist nicht immer leicht, mit Einschränkungen zu leben – ich mein, wenn es nach den Ärzten geht, wird bei mir alles wieder normal, aber es gibt Menschen, die haben ihre Einschränkung ihr Leben lang oder sonst in irgendeiner Form mit Schwierigkeiten zu kämpfen.

Ich hab viel überlegt, was ich aus all dem lernen kann. Das wollte ich mit Dir teilen:

Tun und machen…
  • Man(n) muss sich plötzlich helfen lassen können, auch wenn man sonst vieles selber macht. Man muss nicht alles selber machen.
  • Man muss um Hilfe bitten lernen – für jede Kleinigkeit; zum Beispiel ist es schwierig, ein Glas Wasser zu tragen, wenn man Krücken braucht. Man muss Hilflosigkeit zulassen – eine schwere Lektion.
  • Man hat nicht alles im Griff: Zack. Bumm. Und Du liegst auf der Straße und das Bein ist gebrochen.
  • Man muss Kontrolle abgeben in jeglicher Hinsicht: beim Autofahren, gesund werden, im Haushalt, Arbeit, …
  • Geduld. Geduld. Geduld. (Geduld aber vertieft und festigt unseren Glauben, und das wiederum stärkt unsere Hoffnung. Römer 5,4 (HfA))
Durchhalten
  • Man muss manchmal Schmerzen aushalten und darf trotzdem nicht den Mut verlieren. Am Anfang hatte ich extreme Schmerzen, wenn ich aus liegender Position aufgestanden bin und das Blut wieder ins Bein zurückdrückte… (Ein Mensch kann durch festen Willen sogar körperliche Krankheit ertragen; aber wer den Mut zum Leben verloren hat, ist zu nichts mehr in der Lage. Sprüche 18,14)
  • Rückschläge muss man annehmen und trotz allem versuchen, ein Segen für andere zu sein
  • Keinen Neid aufkommen lassen, wenn es bei anderen schneller heilt.
  • Ich bin wertvoll auch ohne dass ich arbeite oder anderweitig produktiv bin.
Dankbarkeit
  • Dankbar sein für die Freunde. Man merkt erst in solchen Situationen, dass sich viele Menschen um einen sorgen.
  • Man wird dankbar für das gute Gesundheitswesen in Deutschland. Auch wenn es seine Macken hat. Aber ich muss sagen, das Personal im Krankenhaus war extrem freundlich und hilfsbereit- trotz Stress. Herzlichen Dank!!
Geistlich…
  • Pläne können sich schnell ändern (Brüste dich nicht mit dem, was du morgen tun willst, denn du weißt nicht, was der Tag dir bringt! Sprüche 27,1). Eigentlich wollte ich im Januar nach Uganda. Tja. Jetzt wird es Juli.
  • Gott hat alles im Griff.
  • Verlass dich auf den Herrn – auch und vor allem finanziell.

Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Das hört sich jetzt alles abgeklärt an, aber es war und ist immer noch ein Prozess, in dem ich stecke. Es ist nicht immer leicht. Auch jetzt nervt mich die Geschichte manchmal extrem. Vor allem wenn wieder irgendein Mist, wie Blasen an den Füßen, dazukommt. Es sind die Kleinigkeiten, die einem zusetzen können.

Doch ich will Mut machen, sich nicht aufzugeben. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

An Pfingsten war ich mit meiner Familie “Bergwandern”. Eine kleine Runde um den Frillensee bei Inzell. Das hat meiner Seele so gut getan: Die Berge sehen, die Höhenmeter spüren, die Wege gehen, die Bergluft atmen. Es war kein Gipfel, den wir am Ende erklommen haben, aber es war ein Anfang. Es hat mich an König Theoden von Rohan (Herr der Ringe) nach seiner “Befreiung” erinnert:

Eure Finger würden sich ihrer alten Kraft besser erinnern, wenn sie Euer Schwert packen würden.

Gandalf (Herr der Ringe: Die zwei Türme)

P.S. Eine Woche später ging es auf das Kranzhorn mit meinem ältesten Sohn. War super!

Ich möchte Dir ein paar Gedanken mit auf den Weg geben:

Sei Gott dankbar, dass Du leben darfst.

Sei dankbar für die Menschen um Dich herum, die Dir helfen, die Dir zur Seite stehen, die Dich lieben.

Sei dankbar, wenn Du Fortschritte machst. Bete, wenn es Rückwärts geht. (Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. Jakobus 5,13)

Lass Dich von Rückschlägen nicht unterkriegen. Ja, manchmal ist es sch…, doch lass Dich nicht von diesen negativen Gedanken bestimmen. Es gibt einfach diese Tage, an denen nichts passt. (lies auch auf SalzUndLicht: “Zitronen“)

Freu Dich an den kleinen Erfolgen: Bei mir waren es nach dem Unfall Dinge wie die ersten 20 Schritte mit den Krücken gehen, das erste Essen kochen, das erste Mal ohne Krücken gehen, das erste Mal Autofahren, …

Sei kreativ, um mit Deinen Einschränkungen umzugehen. Musste ich Sachen aus dem Keller holen, hab ich mir einen Rucksack geschnappt, … irgendwas geht immer 😊

Verlier nicht den Mut, sondern gehe Schritte. Tu, was Du liebst, auch wenn es (noch) nicht komplett perfekt funktioniert.

Gott segne Dich, in welcher Situation Du auch immer steckst!

Vielen Dank für’s Lesen!


2 Gedanken zu “Ein Beinbruch ist (k)ein Beinbruch

  1. hi alex, gute besserung weiterhin! irgendwie habe ich das nicht richtig mitbekommen, vielleicht war das in der zeit, als ich nicht gebloggt habe. jedenfalls gut, dass du voran kommst und hilfe und unterstützung hast. ja, solch ein unfall, oder überhaupt einschneidende erfahrungen bieten immer sehr viel lehrstoff. ich finde, dass schon in kleinen dingen bestimmte dinge sich klarer zeigen, zum beispiel, wenn man seine uhr vergessen hat und dauernd auf das leere armgelenk schaut. lach. gewohnheiten, oder dinge und fähigkeiten, die uns das leben leicht oder leichter machen. bei einem unfall, wie jetzt bei dir, finde ich, wird immer deutlich, was man alles “hat und kann”, wenn man gesund ist. wie reich das (eigene auch) leben ist. und ja, solch ein heilprozess schult auch in geduld. mir waren kürzlich alle drei katzen krank, das war auch eine herausforderung. inzwischen geht es allen wieder gut. aber auch da habe ich gemerkt, welchen wert manche dinge, umstände, fähigkeiten und so weiter haben. in diesem sinne – halt die ohren steif. es wird besser jeden tag! und auch wenn es manchmal knirscht und vielleicht nervt – es ist nur eine etappe, die zum weg zum ziel gehört. alles gute, weiterhin viel durchhaltevermögen und auch freude. denn die ist auch da, freude an dem was noch oder wieder geht. liebe grüße aus berlin! m.

  2. Hi m, herzlichen Dank für deine liebe Nachricht und die Ermutigung 🙂 Kann ich immer gut gebrauchen. Und deine Worte haben mich sehr gefreut! Stimmt schon, dass auch die kleinen Dinge nerven oder herausfordern können, aber wie Du schreibst, man kann diese Sachen auch nutzen, um sich weiterzuentwickeln. Allerdings ist es zu dem Punkt nicht immer ein leichter Weg… Und dankbar darf man sein, wenn es gut läuft. Das ist nicht selbstverständlich.
    Ich find, dass solche Erlebnisse nicht nur die Geduld, sondern auch den Glauben schulen und das ist gut. Es sind ja auch nicht alle Tage gleich und mal geht’s besser und mal schlechter. Aber Hauptsache die Richtung stimmt.
    Allen, die gerade eine mehr oder weniger schwere Zeit durchmachen, wünsche ich viel Kraft und Gottes Segen!
    Liebe Grüße! Alex

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