Segnen (Römer 12)

Segnen

Bittet Gott um seinen Segen für alle, die euch verfolgen, ja, segnet sie, anstatt sie zu verfluchen. […] Vergeltet niemals Unrecht mit neuem Unrecht. Verhaltet euch gegenüber allen Menschen vorbildlich. Soweit es irgend möglich ist und von euch abhängt, lebt mit allen Menschen in Frieden. Liebe Freunde, verschafft euch nicht selbst Recht. Überlasst vielmehr Gott das Urteil, denn er hat ja in der Heiligen Schrift gesagt: »Es ist meine Sache, Rache zu üben. Ich, der Herr, werde ihnen alles vergelten.« Handelt so, wie es die Heilige Schrift von euch verlangt: »Wenn dein Feind hungrig ist, dann gib ihm zu essen; ist er durstig, gib ihm zu trinken. So wirst du ihn beschämen.« Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute.

Römer 12, 14 + 17-21 (HfA)

Vers 14 ist eine schwere Lektion, die ich selber ebenfalls lernen muss. In unserem Leben wird es immer wieder Menschen geben, die uns nichts Gutes wollen. Es ist gerade so leicht, über unsere Regierungen zu schimpfen – jeder hat sicherlich Dinge, mit denen er/ sie unzufrieden ist. Wir werden zwar nicht verfolgt, aber zumindest manchmal gegängelt. Soll nicht heißen, alles hinnehmen zu müssen. Ich glaube, man darf seine Meinung auch kundtun – in Liebe. Besser ist es, ein Segensgebet für die Regierenden zu sprechen. Das schadet sicherlich nicht; der Regierung nicht und uns selbst nicht! Erstens kann sich deren Einstellung ändern, zum anderen dient es unserem Seelenfrieden und wir ändern unsere grundsätzliche Einstellung zu Besserem. „Suchet der Stadt Bestes“, schreibt Paulus. „Liebt eure Feinde“, sagt Jesus.

Umgang mit Unrecht und Feinden

Die Verse 17-20 sind vermutlich am herausforderndsten. Jesus sagt ja, wir sollen unsere Feinde lieben und segnen, die uns hassen – Paulus wiederholt das hier nochmals und führt es weiter aus. Wir sind aufgefordert, Frieden zu halten – suche den Frieden und jage ihm nach! – so gut wir können. Nicht den Streit suchen oder provozieren. Auch wenn man dann manchmal einen Nachteil hat oder zurückstecken muss. Wir sollen keine Freude an Rache haben. Wir dürfen uns getrost drauf verlassen, dass sich Gott um alles kümmert. Wir können und dürfen loslassen, wenn jemand an uns schuldig geworden ist – das muss keine Last mehr für uns sein, weil wir wissen, dass Gott sich der Sache annimmt. Das entlastet unsere Seele.

Vers 19 zeigt uns, dass wir Gott Spielraum zugestehen müssen, Gerechtigkeit zu üben. Er kann das viel besser als wir. Eigentlich ist es doch fantastisch, dass wir die Freiheit haben, nicht selbst Rache und Gerechtigkeit üben zu müssen, sondern, dass wir es Gott überlassen dürfen (Die Rache ist mein, spricht der Herr). Das Recht fällt nicht zu Boden, wenn wir auf Rache und Strafe verzichten.

Und zu Vers 20: Hammer! Wir sollen eigentlich gegen den Zeitgeist, entgegen der Welt handeln – wer gibt seinem Feind schon was zu trinken? Doch gerade das verlangt die Bibel von uns. Ich meine, von uns selbst aus können wir das wahrscheinlich nicht, doch wenn wir ganz Gott gehören, werden wir es tun können! Der Nebeneffekt dabei ist: Der Andere wird sich komisch vorkommen. Vielleicht ist euch das auch schon mal passiert: Ihr wart pampig und trotzdem kam eine freundliche Antwort zurück. Ich denke, wir sollten das üben! In Vers 20 steht in der Luther- bzw. Elberfelder-Übersetzung Feurige Kohlen auf das Haupt sammeln.“ Das ist ein Ausdruck für Gottes Gericht (vgl. Psalm 140,10+11: Das Unglück, über das meine Feinde beraten, komme über sie selber. Er möge feurige Kohlen über sie schütten; er möge sie stürzen in Gruben, dass sie nicht mehr aufstehen.) Auch David – so lesen wir in vielen Psalmen, überlässt die Vergeltung Gott. Wir hingegen sollen die Menschen segnen.

Besiege das Böse!

Das Böse ist immer und überall“ singt schon die EAV beim Banküberfall. So ist es wirklich. Manchmal sieht man es ganz offen, manchmal nicht. Manchmal schleichen sich bei uns ganz leise schlechte Dinge ein, die plötzlich zu Gewohnheiten werden. Der Teufel ist Spezialist für solche Sachen. Er kann uns Gedanken einflüstern, Umstände zum Üblen hindrehen, aus Gedanken werden Worte, aus Worten Taten. Davor müssen wir uns schützen, indem wir uns ganz auf Gott fokussieren. Unseren Ärger ans Kreuz bringen. Um Lösungen beten und ringen.

Wenn wir Liebe statt Rache üben, leben und handeln wir aus der Gewissheit heraus, dass Jesus die Macht des Bösen besiegt hat und dass aus jeder Lage gutes entstehen kann.

George Washington Carver hat gesagt:

Ich lasse es nicht zu, dass jemand mein Leben ruiniert, indem er mich veranlasst, ihn zu hassen.

Und noch ein Zitat (vermutlich von Darby):

Wenn meine schlechte Laune dich verdrießlich macht, dann hast du dich vom Bösen überwinden lassen.

Eine Geschichte zum Schluss:

1862 berief Abraham Lincoln Edwin M. Stanton als Kriegsminister, nachdem sein Vorgänger Simon Cameron sich dem Amt nicht gewachsen zeigte. Stanton war Demokrat und Sklavereigegner. Von Lincoln hatte er noch nach dessen Amtsantritt als Präsident zunächst keine hohe Meinung und bezeichnete ihn als the original gorilla. Dennoch berief ihn Lincoln als Berater ins Kriegsministerium und bald als Nachfolger von Cameron. Hatte er dieses Amt ursprünglich nur akzeptiert, um seinem Land zu helfen, so bekam er bald großen Respekt vor Lincoln und dessen Amtsführung. Bei dessen Beerdigung bezeichnete er ihn als the most perfect ruler of men the world has ever seen. (Wikipedia)

Das waren alles Worte von Menschen, die gesegnet haben und anders gehandelt haben, wie man es normalerweise machen würde. Sie wurden selbst zum Segen.


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