
Weil ihr Gottes reiche Barmherzigkeit erfahren habt, fordere ich euch auf, liebe Brüder und Schwestern, euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung zu stellen. Seid ein lebendiges Opfer, das Gott dargebracht wird und ihm gefällt. Ihm auf diese Weise zu dienen ist der wahre [vernünftige] Gottesdienst und die angemessene Antwort auf seine Liebe.
Römer 12,1 (HfA)
Oft erleben wir – auch in meinem Freundeskreis und auch bei mir selber – dass dieses sich ganz Gott zur Verfügung zu stellen, nicht gelebt bzw. nicht so gelebt wird, wie es sein soll. Anscheinend ist das kein neues Phänomen, sonst hätte Paulus das nicht geschrieben. Aber ich glaube, heute sind wir mehr und vielfältigeren Verlockungen der Welt ausgesetzt. Einfach, weil wir stark vernetzt sind und dadurch ständig Informationen auf uns einprasseln. Ganz zur Verfügung stellen heißt jetzt nicht, das wir nur noch was für die Gemeinde/ Kirche tun, sondern heißt, dass wir alles, was wir tun, zu Gottes Ehre machen. Weil Jesus für uns gestorben ist, sollen wir Ihn leben. Gott hat sich in Jesus uns ganz mit Haut und Haaren hingegeben und unsere Antwort auf diese Hingabe ist unsere Hingabe. Das ist der „vernünftige“ Gottesdienst. Gottesdienst heißt arbeiten für und verehren von Gott.
Bei Luther wird statt „Leben“ das Wort „Leib“ verwendet. Mit unserem Leib sollen wir den Priesterdienst tun. Vor dem Kommen Jesu wurde mit den verschiedenen Opfern um die Vergebung der Sünden gebeten und um Gott gnädig zu stimmen. Das Opfertier wurde dabei getötet. Dabei handelte es sich aber immer nur um einen Teil des Besitzes eines Menschen. Jetzt ist es eben so, dass unser ganzer Leib heilig sein soll („der Tempel des Heiligen Geistes“) und Gott zu Verfügung stehen soll und damit auch unser gesamtes Eigentum und unsere Zeit. Damit dienen wir Ihm, sind gehorsam und ehren Ihn. Wir müssen kein Opfer mehr für unsere Sünden bringen, das hat Jesus bereits gemacht und uns für ein und alle mal mit Gott versöhnt. Unser Opfer soll eine dankbare Antwort auf Gottes Taten sein. Im Alten Testament ging es schon um die innere Einstellung zum Opfer (siehe Kain und Abel) und so ist es auch heute noch. Es geht also nicht darum, Gott gute Werke als Opfer zu bringen, sondern unser ganzes Herz und unser ganzes Leben.

Das lebendige Opfer heißt nicht, dass wir Tiere opfern sollen, wie es die Juden tun mussten, sondern es handelt sich um nicht materielle, geistliche Opfer: unseren Dienst, unsere Gaben, unser Leben und unser Lob bringen wir Gott. Wir sind dankbar für Seine Gaben, fragen Ihn um Rat, verbringen Zeit mit Ihm, sind bereit, Seinen Willen zu tun. Kurz: „Gebt Gott, was Gottes ist.“
Ich kann in meinen Beziehungen Gott ehren, indem ich liebevoll mit meinen Mitmenschen umgehe. Ich kann Ihn in meiner Arbeit – egal ob zuhause oder in der Firma – ehren, indem ich mein Bestes gebe. Ich kann Ihn in meinem Umgang mit Geld ehren, indem ich ein treuer Verwalter bin und daran denke, dass Er Herr über alles ist und ich Ihm eines Tages Rechenschaft über meinen Dienst ablegen werde. Das ist alles leichter gesagt, als getan. Trotzdem bin ich es Gott einfach schuldig, weil es meine Antwort auf Seine grenzenlose Liebe ist.
Das hört sich jetzt sehr anstrengend an, aber Gott wird uns zum Wollen das Vollbringen schenken!