
Jesus ist eindeutig der bessere Gleichniserzähler, doch ich wollte trotzdem einen Versuch starten und eine Anlehnung – zumindest im Titel – zum “Gleichnis vom Sämann” machen 😉
Viel Spaß beim Lesen und Nachdenken.

Ein alter Seemann lebte am Meer. Jeden Tag ging er an dessen Ufer und sah in die Ferne. Er träumte von seiner Jugend, wie er mit dem Schiff durch Wellen pflügte, in fernen Ländern Handel trieb und neue Inseln entdeckte.
Eines Tages geriet sein Schiff in einen schweren Sturm. Viele Seeleute starben, als es kenterte und an Felsen der nahen Insel zerschmettert wurde. Der Seemann verlor ein Bein, aber nicht sein Leben.
Nach seiner Rettung fuhr er nie wieder zur See und blieb in einer kleinen Stadt fern seiner Heimat. Sooft ihn Freunde, Seefahrer oder seine Nachbarn bedrängten wieder ein Schiff zu betreten, sooft lehnte er es ab.
Lieber lauschte er am Abend in der Hafentaverne still den Geschichten der jungen Seemänner, die durch ihren Mut und ihre Tapferkeit immer Neues zu erzählen hatten. Sooft diese ihn baten, seine Abenteuer zu erzählen, sooft lehnte er es ab.
Kamen Händler aus fernen Ländern in die Stadt, kaufte der alte Seemann Waren. Sooft die Händler ihn einluden, sich die Wunder ihrer Heimat selbst anzusehen, sooft lehnte er es ab.

Eines Tages lief ein großes Handelsschiff mit unbekannter Flagge in den Hafen der kleinen Stadt ein. Die Menschen kamen herbei, um zu sehen, was dieses Schiff ihnen bringen würde. Auch der alte Seemann machte sich auf, als er hörte, was los war. Er humpelte zum Hafen und sah mit Erstaunen auf das Schiff. Er schob sich durch die Menschenmenge, um mitzubekommen, wer wohl aus dem Schiff aussteigen würde.
Als er es sah, stockte ihm der Atem. Ein stattlicher, bärtiger Mann stieg herunter und blieb vor dem alten Seemann stehen.
“Hafen um Hafen habe ich abgesucht. Ich bin Küste um Küste angelaufen, um dich zu finden. Komm mit mir an Bord.”
“Aber Kapitän, ich kann nicht. Unter deinem Kommando bin ich gesegelt und kam nur knapp mit dem Leben davon. Mein fehlendes Bein wird mich immer an diesen schrecklichen Sturm erinnern! Und ich dachte, du wärest tot wie die anderen!”
“Nein, ich lebe noch und ich weiß wohl was passiert ist. Deshalb habe ich dich gesucht. Du brauchst wieder den Mut, weiterzumachen. Du musst das Vertrauen zu mir zurückgewinnen. Du brauchst Kraft, deine Arbeit zu tun. All das hast du nicht mehr, weil du eine Katastrophe erlebt hast. Komm mit mir an Bord und wir reden.”
Der alte Seemann zögerte. Er sah seinem alten Kapitän in die Augen. Sollte er mitgehen? Er dachte einen Augenblick nach und ging Richtung Schiff.
Beim ersten Schritt an Bord sog er die Meeresluft ein. Sein Bein fühlte die Planken. Er sah zum Masten. Er sah die Taue, das gereffte Segel. Sein Herz begann zu pochen. Der Kapitän legt seine Hand freundschaftlich auf die Schulter des Mannes. “Komm, setzt dich auf die Kiste.”
Der alte Seemann setzte sich und begann zu lächeln. Dann begann der Kapitän zu sprechen:
“Dein Leben ist hier an Bord. Ich sehe, dass du wieder zuhause bist. Dir hat das gefehlt. Du bist aus Angst in der Sicherheit des Hafens geblieben, doch dein echtes Leben ist hier an Bord. An meiner Seite. Ja, wir haben Katastrophen erlebt. Und ja, du hast dein Bein verloren. Aber verlier nicht den Mut, weiterzumachen. Kämpfe gegen die Angst, denn sie hält dich zurück, deine Bestimmung zu finden. Lass dich nicht von ‘was wäre wenn‘ abhalten. Lebe das Leben für das du bestimmt bist. Ich bitte dich heute, wieder mit mir zu fahren. Das Meer wird nicht immer ruhig sein und die Winde nicht immer günstig. Doch du wirst so viel mehr erleben und wirst staunen, was dir das Leben an Bord noch bieten wird. Eine ruhige Fahrt wird es nicht, aber ich verspreche dir eines: Wenn du das Ende erreichst, wirst du in einem sicheren Hafen ankommen.“

Danke für’s Lesen und Gottes Segen.
Deutung: Da darf jeder selber überlegen. Über Kommentare freu ich mich!
natürlich ist diese geschichte eine allegorie fürs leben und z.b. schicksalsschläge sogenannte, oder jemand, der schmerz oder leid erfahren hat und wieder aufstehen soll. doch hier würde ich dem mann abraten. es gibt auch andere dinge, die er tun kann, die ihn ebenfalls erfüllen. alles in ihm will nicht und das ist zu respektieren.
Lieben Dank für Deinen Kommentar und sorry für die späte Reaktion, aber aktuell bin ich recht dick drin…😬
Es stimmt schon, dass sich viel in dem Mann sträubt, wieder zu gehen. Bezogen auf die Geschichte ist das sicher richtig. Wobei ich auf das hinaus will, was du schreibst: Wieder aufstehen – vor allem im Vertrauen auf Gott. Schönen Abend!