Familienleben: Vaterbilder (Väter I)

Der Mann geht tagsüber mit der Keule auf die Jagd und die Familie sitzt in der Höhle und wartet.

Heinrich Lohse (alias Loriot in Pappa ante portas)

Wir haben alle eine bestimmte Vorstellung davon, wie ein Vater sein sollte bzw. wie er ist. Oder wie alle Väter halt so sind. Diesem Thema will ich mich mit dir in den nächsten Wochen nähern und wir machen uns gemeinsam Gedanken über Väter, Vaterrollen, unseren Vater, Gott als Vater, usw..

Es ist ein sehr komplexes Thema, denn beim Wort “Vater” hat jeder seinen eigenen im Kopf. Auch meine Gedanken, die ich hier äußere, sind immer von meinen Bildern von “Vater” geprägt.

Vatertypen

Väter. Wie können Väter sein?

Der Vater ist liebevoll. Er soll im Haushalt helfen. Gütig, aber streng. Er darf weinen und Gefühle zeigen. Er ermöglicht seiner Frau das Arbeiten gehen. Er hat Zeit für die Kinder und geht auf sie ein. Er stellt seine Karriere hinten an.

Oder er ist der Patriarch, der der Familie zeigt, wo es lang geht. Er verdient das Geld und bestimmt darüber. Er trifft die Entscheidungen. Ihm rutscht auch mal die Hand aus. Seine Frau bleibt zuhause und kümmert sich um die Kinder, den Haushalt und den Wocheneinkauf. Dafür bekommt sie von ihm das Haushaltsgeld zugeteilt.

Oder der Vater, der ständig unterwegs ist. Am Wochenende gerne und viel mit seinen Kumpels trinkt. Die Kinder stören ihn nur im Ausleben seiner Bedürfnisse. Sie sind halt da. Der Preis für den Spaß, den er mit seiner Freundin hatte. Naja. Muss man durch. Aber sie kümmert sich schon drum. Und Kevin, den kleinen seiner Exfrau, sieht er ja immerhin jedes zweite Wochenende. Er macht sich nicht viel Gedanken über seine Familie.

Oder er ist verantwortungsvoll. Kümmert sich um seine Frau und die Kinder. Er ermöglicht ihnen, dass sie sich entwickeln können. Er nimmt sich Zeit für die Familie, aber auch für sich selbst.

Der Vater ist echt übel! Er trinkt viel Alkohol und ist dann immer gewalttätig. Die Kinder sind die Opfer und die Muter hat nicht die Kraft, sich zu wehren. Die Familie fühlt sich ohnmächtig und ist den Launen des Vaters hilflos ausgeliefert.

Die meisten Väter bewegen sich irgendwo zwischen den plakativen Beispielen. Doch was ist ideal? Was ist richtig? Kann ein Vater überhaupt alle Erwartungen, die an ihn gestellt sind, erfüllen? Was wird überhaupt erwartet?

Väter in der Bibel

Väter spielen in der Bibel eine extrem wichtige Rolle. Die biblischen Berichte sind sehr männerdominiert, klar, aber die Gesellschaft war damals eben so. Natürlich lesen wir auch von Frauen, wie Ruth, Ester, der Königin von Saba, Maria, usw. aber letztendlich werden z.B. in den Stammbäumen/ Geschlechtsregistern meist nur Männer, also die Väter, erwähnt: z.B. Stammbaum von Adam bis Abraham (1.Chronik 1,1-54) oder Abraham bis Jesus (Matthäus 1,1-25). Da gibt es viele interessante Geschichten zu lesen. Einige dieser Männer möchte ich ganz kurz portraitieren und ein paar ihrer Eigenschaften, die sie als Vater ausmachen, zeigen. Wir können immer noch dazulernen…

Abraham

»Ich verspreche dir: Du wirst zum Stammvater vieler Völker werden. Darum sollst du von nun an nicht mehr Abram (›erhabener Vater‹) heißen, sondern Abraham (›Vater der Völkermenge‹).

1.Mose 17,4-5 (HfA)

Abraham wurde erst mit über 80 Jahren zum ersten Mal Vater. Er hat seine Sippe aus Ur bis nach Kanaan geführt. Er leitete seine Familie auf Gottes Geheiß in eine unbekannte Region. Er war der geistliche Leiter der Familie.

Zudem war er weise genug, mit Lot eine friedliche Vereinbarung bezüglich der Aufteilung Kanaans zu treffen und mutig genug, seinen entführten Neffen Lot zu befreien.

Mit Gottes Hilfe hat er sein Leben im Griff. Klar macht er auch Fehler (er schwängert seine Magd Hagar, nur um endlich ein Kind zu bekommen). Später schickt er Hagar mit seinem ersten Sohn fort. Auch die Söhne/ Kinder seiner dritten Frau Ketra schickt er nach Osten, damit Isaak erbt.

Er liebt Isaak, seinen zweiten Sohn, geboren von seiner Frau Sara sehr. Gott möchte, dass er ihn opfert. Abraham würde es tun, aber Gott wendet das ab und schickt einen Bock als Ersatz für das Opfer. Für Isaak kümmert sich Abraham um eine gute Frau (Rebekka) und verhandelt mit Gott um die Rettung von Soddom und Gomorra (1. Mose 19,1-29).

Learnings
  • Gott vertrauen
  • für die Familie einstehen/ kämpfen
  • die Familie leiten
  • geduldig sein

Noah

Nur Noah fand Gnade beim HERRN. Dies ist seine Geschichte: Noah war ein rechtschaffener Mensch – ganz im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen. Er ging seinen Weg mit Gott und hörte auf ihn. Noah hatte drei Söhne: Sem, Ham und Jafet.

1.Mose 6,8-10 (HfA)
Learnings
  • Gott gehorchen
  • die Familie ermutigen
  • die Familie positiv beeinflussen
  • geduldig sein

Noah war zusammen mit seiner Frau, seinen Söhnen und deren Frauen der einzige Mensch auf der Welt, der gut war – muss man sich mal vorstellen. Anscheinend hatte er einen positiven Einfluss auf den Glauben und das Verhalten seiner Familie – er hat ihr Verhalten geprägt und sie geistlich geleitet.

120 Jahre lang haben Noah und seine Familie an der Arche gebaut. In dieser Zeit musste er seine Lieben “bei Laune halten” und motivieren, nicht aufzugeben und weiterzumachen, auch wenn die angekündigte Flut noch auf sich warten ließ.

Salomo

Alle Weisheit fängt damit an, dass man Ehrfurcht vor dem HERRN hat. Ja, klug ist, wer sein Leben nach Gottes Geboten ausrichtet. Nie wird das Lob des Herrn verstummen!

Psalm 111,10 (HfA)

Salomo ist bekannt dafür, dass er ein sehr weiser Herrscher war. So weise, dass ih die Königin von Saba besuchte und reich beschenkte und erbesaß durch Gott soviel Weisheit und Menschenkenntnis, dass er den Streit zweier Mütter um ein Kinder mit der sprichwörtlich bekannten “salomonischen Weisheit” löste.

Die Weisheit hatte er von Gott erbeten (1.Chronik 1,1-13). Ihm werden in der Bibel drei Bücher zugeschrieben: die Sprüche (Sprichwörter, Ratschläge), das Buch Prediger (Lebenssinn) und das Hohelied (Liedersammlung zum Thema Liebe).

Im Buch der Sprüche sind sehr viele seiner Aussagen und Gedanken gesammelt. Unter anderem auch zum Thema Kindererziehung.

Wir sollen unsere Kinder als gottesfürchtige Menschen erziehen, (Sprüche 1,8-9; 19,23) denn das ist der Beginn der Weisheit (Sprüche 1,7).

Unsere Kinder sollen wir ermutigen, dass sie selber nach Weisheit streben (Sprüche 2,1ff).

Auch wenn Salomo viele Frauen hatte, empfiehlt er die eheliche Treue zu halten (Sprüche 5,1ff), was wir schon unseren Kindern beibringen und vorleben sollen.

Die Kinder sollen wir zur Arbeit erziehen, dass sie fleißig sind (Sprüche 10,4-5). Es geht nicht um stressen und nur noch für die Arbeit leben, sondern dass sie nicht arbeitsscheu sind (Sprüche 24,30-34).

Unsere Kinder sollen Nächstenliebe lernen (Sprüche 3,1-4 und 4,1-6).

Wir sollen unsere Kids zur Ehrlichkeit erziehen (Sprüche 12,12).

Die Kids sollen Demut lernen (Sprüche 18,12).

Die Kinder sollen lernen, zu vergeben (Sprüche 17,9; Sprüche 24,29).

Learnings
  • Weisheit suchen – viel lesen, mit erfahreren Menschen reden, nachdenken, …
  • den Kids Gottesfurcht beibringen
  • Ehrlichkeit, Demut und Nächstenliebe vorleben
  • der Frau treu sein

Wie genau Salomo nun seine (vermutlich zahlreichen, da er 700 Frauen und 300 Nebenfrauen hatte) Kinder tatsächlich erzogen hat, ist nicht bekannt. Trotzdem können wir Väter viel von ihm lernen und es ist auch unsere Aufgabe, unsere Kinder zu guten Menschen zu erziehen. Sie brauchen uns genauso wie die Mutter.

Was ihm anscheinend auch wichtig war, ist der Respekt vor der Frau: In Sprüche 31,10-30 wird ausdrücklich die Ehefrau gelobt für ihre Anstrengungen für die ganze Familie.

Auch wenn sich Salomo durch seine nichtjüdischen Frauen später zum Götzendienst verführen ließ, sind seine niedergeschriebenen Gedanken auch heute noch gültig.

Viele andere…

Welcher Vater würde seinem Kind denn eine Schlange geben, wenn es um einen Fisch bittet, 12 oder einen Skorpion, wenn es um ein Ei bittet? 13 Trotz all eurer Bosheit wisst ihr Menschen doch, was gut für eure Kinder ist, und gebt es ihnen. Wie viel mehr wird der Vater im Himmel denen den Heiligen Geist schenken, die ihn darum bitten!«

Lukas 11,11-13 (HfA)
Learnings
  • die Kinder aktiv erziehen
  • die Geschwister fair behandeln
  • im Glauben für die Familie einstehen
  • für die Kinder beten und Hilfe bei Jesus suchen

Eli ist Priester in Israel. Seine Söhne ebenso. Allerdings missbrauchen sie ihre Macht, indem sie Opferfleisch stehlen und mit den Arbeiterinnen am Tempeleingang schlafen. Seine Reaktion ist eine Ermahnung (1.Samuel 2,24), aber keine weiteren Konsequenzen.

Isaak war der Vater von Jakob und Esau. Er behandelt seine Söhne extrem ungleich, was zu Unfrieden, Streit und Betrug führt (1.Mose 25,27-28). Was ihm wichtig war, dass er seinen Segen an die nächste Generation weitergibt (1.Mose 27,27-30). Er war schon alt und blind, als er seine “Angelegenheiten” regelte, was von Jakob und seine Mutter Rebekka ausgenutzt wurde.

Hiob war Vater von sieben Söhnen und drei Töchtern. Er brachte Sündopfer für seine Kinder, damit diese ohne Sünden vor Gott sein konnten (Hiob 1,5). Die Familie war ihm sehr wichtig (Hiob 1,4).

Josef, der menschliche “Vater” von Jesus war Gott gegenüber gehorsam (Matthäus 1,24-25). Er erzog Jesus wie sein leibliches Kind und brachte ihm das Zimmermannshandwerk bei.

Jairus stand für seine Tochter ein und kümmerte sich, als sie krank war und holte Hilfe bei Jesus (Markus 5,21-43). Ebenso war es der Vater eines besessenen Sohnes, der Jesus um Hilfe bat (Markus 9,14-29).

Fragen an dich

Die Väter aus der Bibel sind Menschen, wie du und ich. Sie haben ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen. Von ihnen können wir lernen.

Findest du dich in einem oder mehreren der Vaterbilder/ Beschreibungen wieder?

Was nimmst du heute für dich mit? Welcher Punkt ist für dich am wichtigsten?

Was müsstest du ändern, damit du der Vater wirst, den du dir vorstellst? Oder bist du das vielleicht schon? Was sagen deine Kids dazu?

Der nächste Teil beschäftigt sich mit dem Thema “Ein guter Vater” und was alles dazu gehört.

Vielen Dank für’s Lesen und Gottes Segen!

Zum Weiterlesen – “Männerliteratur”

Zum Weiterlesen – Bibelstellen

Teil I

Teil II

Teil III


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