
Über das Thema “Entmenschlichung” mache ich mir schon länger Gedanken. Wir kommen immer mehr vom Natürlichen weg und gehen hin zum Künstlichen. Das menschliche Leben wird – nach meiner Beobachtung – immer weniger Wert.
Eine Zustandsbeschreibung
Es ist nicht so, dass ich grundsätzlich gegen Dinge bin, die von Menschen hergestellt werden – im Gegenteil (immerhin arbeite ich für eine Chemiefirma). Es gibt viele tolle technische und medizinische Errungenschaften aus den letzten Jahrhunderten, die unser Leben deutlich erleichtert und bequemer gemacht haben. Meine Frage ist: Ist das Künstliche wirklich für alles nötig? Und ist es gut für uns?
- Wir haben eine virtuelle Realität – irgendwie schon cool – aber die “echte” Realtität ist doch viel schöner! Jeder, der schon mal den weißen Sand an einem Karibikstrand zwischen den Zehen gefühlt oder wer schon mal auf dem Gipfel eines Berges den herrlichen Blick genossen hat, weiß das.
- Ein Plastikweihnachtsbaum wird niemals so gut duften, wie ein echter.
- Wer zieht künstlich aus Enzymen und Nährlösung hergestelltes Fleisch einem echten, saftigen Steak von einem glücklichen Rind vor?
- Anstatt einen Apfel oder eine Banane zu essen, stopfen wir uns künstliche Vitamine und Aromastoffe rein. Hm.
- Freundschaften auf Facebook oder in anderen sozialen Netzwerken werden niemals das Gefühl einer Umarmung eines guten Freundes/ einer guten Freundin ersetzen können.
- Ein Zoom- oder Skype-Treffen wird niemals die Innigkeit einer mit einem guten Freund geteilten Flasche Rotwein haben.
Und vieles mehr. Für beinahe jedes natürliche Objekt gibt es ein künstliches Pendant. Denk mal drüber nach, was Dir so einfällt.
Im Prinzip entfernen wir uns immer mehr von Gottes guter Schöpfung! Und das ist eigentlich schade. Denn Gott hat sich echt viel Mühe gegeben und in unserer Welt Seiner Kreativität freien Lauf gelassen! Wer kann zählen, wieviele fantatische Tier- und Pflanzenarten es gibt! Immer wieder werden neue Naturwunder entdeckt.








Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.
1. Mose 1,31a (LU17)
Ich hab mir überlegt, warum das so ist: Meine Interprätation ist, dass sich die menschliche Welt immer mehr von Gott und Seinem guten Willen entfernt. Dass die Menschheit meint, es besser zu können als Er.
Unmenschlich
Was meine ich mit Entmenschlichung? Kurz gesagt: Wenn ein Mensch, ein lebendiges, freies, von Gott gewolltes Lebewesen, seiner Würde beraubt wird. Nur noch eine Nummer in einer Statistik ist. Wie Ding behandelt wird.
Gott hat das anders gewollt:
So schuf Gott den Menschen als sein Abbild, ja, als Gottes Ebenbild; und er schuf sie als Mann und Frau.
1. Mose 1,27 (HfA)
Und Artikel 1 des Deutschen Grundgesetzes ist davon inspiriert:
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
Artikel 1, Absatz 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland
Doch was ich wahrnehme, ist etwas anderes als diese beiden Ideale aus den Zitaten. Die Realität sieht leider anders aus. Es fängt bei Kleinigkeiten an und führt irgendwann zu Zuständen wie im Dritten Reich, in dem die Juden (und andere) nicht mehr als Menschen, sondern wie Vieh betrachtet wurden.
- Das Personal einer Firma nennt man heute “Human Resources” – menschliche Rohstoffe. Rohstoffe werden ausgebeutet und verbraucht. Das ist jetzt vielleicht eine sprachliche Feinheit, aber das beeinflusst bei vielen Führungskräften anscheinend das Denken.
- Geiz ist geil und billig ist gut. Hauptsache, der Gewinn stimmt. So wird produziert. Dem Kunden wird mangelhafte, lieblos hergestellte Ware vor den Latz geknallt. “Friss oder stirb und bezahl mich!” ist das Motto.
- Heutzutage wird in systemrelevante und nicht systemrelevante Berufe unterschieden. In meinen Augen ist das ein Angriff auf die Würde des Menschen, der in seinem Beruf aufgeht. Wieso ist ein Künstler, der vielen Menschen Freude macht, weniger wertvoll wie zum Beispiel ein Lebensmittelverkäufer?
- Die Masken immer und überall… das geht in die gleiche Richtung. Nur noch ein Abklatsch des menschlichen Antlitzes. Soll jetzt keine Diskussion über die Nützlichkeit der Masken sein, es geht ums Prinzip, was dahinter steckt.
- Social Distancing ist “in”. Wir Menschen sind als Gemeinschaftswesen erschaffen und dürfen kaum mit anderen Kontakt haben. Entfremdung von einander ist die Folge. Das merke ich bei mir selbst…
- Viele Haustiere in Deutschland oder Österreich bekommen qualitativ hochwertigeres Essen (nein, ein Futter oder Fressen ist das nicht mehr!) als viele Menschen auf der Welt. Es gibt Kochbücher für Hunde…
- Zunehmend sind wir für Politik und Wirtschaft keine Menschen mehr, sondern Nummern, statistische Größen: Kunden, Todesopfer, Steuerzahler, Impfgegner, Prozentpunkte in der Bettenbelegung, Versicherungsrisiken, Flächenverbraucher, CO2-Produzenten, und so weiter.
- In der biologischen Forschung wird der Mensch oft mit einem “höheren” Tier gleich gesetzt, doch durch Gott haben wir einen besonderen Stellenwert – wir sind keine Säugetierart, sondern Menschen!
- Der Zugang zu Pornografie ist heute leichter wie je zuvor. Die Frau wird zum Objekt zur Befriedigung der eigenen Lust degradiert, benutzt und (symbolisch) weggeworfen. Das gleiche gilt bei der (Zwangs-)Prostition oder für den Sextourismus.
- Krieg ist niemals menschlich. Wenn ich mir allerdings überlege, dass Drohnen zum Töten von Menschen eingesetzt werden – krass! Wie in einem Computerspiel! Ohne schlechtes Gewissen kann hier geballert werden. (Es gibt dazu einen guten Film, der die prinzipielle Thematik aufgreift: Ender’s Game mit Harrison Ford, Asa Butterfield und Ben Kingsley.)
- In meinen Augen verkommt bei der Leihmutterschaft das Kind, das menschliche Wesen, zu einer Ware und die Leihmutter zu einer Art Fabrik zur Herstellung eines Menschen. Ich kann verstehen, dass es schwer für ein Paar ist, wenn es kinderlos bleibt und oft ist die Leihmutterschaft ein Ausdruck der puren Verzweiflung. Nur ist hier nicht nur das Paar, sondern auch ein Kind und eine (Leih-)Mutter, die sich aneinander seelisch binden, beteiligt. Keine einfache Schwarz-Weiß-Geschichte…
- Ich finde es krass, wenn ein Embryo – ein Mensch – im Leib seiner Mutter als Zellklumpen bezeichnet wird. Das raubt ihm jegliche menschliche Würde, die er ihm zusteht. Und leider wird dieser Mensch auch viel zu oft wie ein Ding behandelt.
Das sind einige der Dinge, die ich mit “Entmenschlichung” meine und die leider Realtität sind.





Wollen wir in so einer Welt leben?
Ich nicht! Das große Ganze werden wir als einzelner Mensch nicht ändern können. Doch jeder kann seinen kleinen Beitrag zu einer menschlicheren Welt leisten! Wir können “ora et labora” – beten und arbeiten. Das Beten für Veränderung der Herzen der Menschen, für üble Situationen und das Arbeiten für Unterdrückte, Benachteiligte, Arme, Hilfesuchende! Selbst “nur” freundlich zu den Mitmenschen zu sein und sie mit Würde und Respekt zu behandeln ist ein wertvoller Beitrag.
Und besten nicht erst morgen, sondern denk drüber nach, was DU jetzt bewirken kannst und dann tu es!
Danke für’s Lesen und Gottes Segen!